Historie

Drehorgelbau in Berlin

Die Geschichte des Drehorgelbaus in Berlin
(Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers - Dr. Dietmar Jarofke - auszugsweise aus seiner „Anleitung für Drehorgelspieler“ ISSN 0940-466-X übernommen).

Seit mehreren Jahrhunderten werden mechanische Musikinstrumente, bei denen die Musik über die Walze gesteuert wird, in verschiedenen Orten Europas gebaut. Dazu gehören auch die bekannten Glockenspiele (Carillons), deren Herzstück ebenfalls eine Stiftwalze ist. Seit über 200 Jahren werden in Deutschland, vor allem aber in Berlin, Drehorgeln gebaut. Kummer war der erste namentlich bekannte Drehorgelbauer in Berlin. Seine Werkstatt befand sich am Spittelmarkt Nr. 4. Es folgten die Werkstätten Frati, Bacigalupo, Holl, Gröseling, Hilger und Töpfer. Am bekanntesten ist der Name Bacigalupo, denn fast 100 Jahre sorgten Familienmitglieder in der Schönhauser Allee in verschiedenen Werkstätten für den Bau und Reparatur dieser Instrumente. Mit der Einführung der Rundfunkgeräte wurden die Drehorgeln aus dem Straßenbild immer mehr verdrängt. In bescheidenen Stückzahlen wurden bis 1977 in der Werkstatt von G. Bacigalupo Drehorgeln repariert. Kurz vor seinem Tod verkaufte er einen Teil seiner Werkstatt wie auch die Notenstanzmaschinen an seinen inoffiziellen Firmennachfolger Curt Baum in Hamburg. Ein Teil der Firmeneinrichtung ging an „Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett“ (Inh. Siegfried Wendel) nach Rüdesheim. Die Reste der Werkstatt übernahmen die Internationalen Drehorgelfreunde Berlin e.V., die alles in einem Berliner Museum den Interessenten der Drehorgelmusik präsentieren wollen. Eine Liste der Drehorgelbauer findet man unter www.drehorgelinfo.de.

Mit dem Tode von Giovanni Bacigalupo endete eine große Ära des Drehorgelbaus. Im Zeichen der Nostalgie besann man sich jedoch wieder auf die Tradition des Drehorgelbaus. Sammler, die alte Drehorgeln erworben hatten, sowie die letzten Drehorgelspieler suchten die noch verbliebenen Werkstätten auf: die Firmen G. Bacigalupo, L. Bacigalupo, Töpfer, später Eginhard Fiebig, Kurt Niemuth und schließlich Orgelbaumeister Axel Stüber. Letzterer repariert alte Instrumente, er baut als einziger in Berlin heute noch Drehorgeln und liefert dazu die notwendigen Musikbänder.

(Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers - Dr. Dietmar Jarofke - auszugsweise aus seiner „Anleitung für Drehorgelspieler“ ISSN 0940-466-X übernommen).